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Die Lager im Kommunismus

Nach der Machtergreifung am 9. September 1944 nutzte die kommunistische Partei  die Lager aus, um mit den politischen Gegnern fertig zu werden, indem sie ohne gerichtliche  Verurteilung in die Lager eingewiesen wurden.  Das erste Lager* wurde im Januar 1945  bei Sandanski (Station Sveti Vratsh) errichtet. In den nächsten Jahren entstanden Anstalten der gewaltsamen Einweisung auf dem ganzen Territorium des Landes, die bekanntesten darunter sind die Lager „Rositsa“, „Kutsiyan“, „Bogdanov dol“, „Nikolaevo“, „Nozharevo“, „Bosna“ u.a. Das erste normative Dokument zur Errichtung der Konzentrationslager in Bulgarien unter den Bedingungen der sowjetischen Okkupation und der Regierung der Vaterländischen Front war die Verordnung mit Gesetzeskraft  über die Arbeits- und Umerziehungsheime (AUH) für „politisch gefährliche Personen“, die am 20. Dezember 1944 verabschiedet wurde. Insgesamt waren es 44 Lager, in denen Tausende inhaftiert waren (die genaue Anzahl lässt sich immer noch nicht nachweisen).

Im Archiv des  Innenministeriums/Staatssicherheit sind Dokumente erhalten über die Existenz einer geheimen Anstalt zur Festnahme von Personen durch die Staatssicherheit bei Pazardzhik, die als Lager „S“  (= secret) gekennzeichnet ist. Das Lager funktionierte in den Jahre 1947 – 1949 und wurde für die Anwerbung von Vertretern der Minderheiten für den Abwehrdienst der Staatssicherheit; kurz nach dessen Errichtung wurden dort jedoch alle möglichen Gruppen eingewiesen. Im  Lager „S“ waren mehrere Tausend Menschen inhaftiert, Dutzende haben da ihren Tod gefunden. Nach der Schließung des Lagers „S“ wurde der größere Teil der Häftlinge ins Arbeits- und Umerziehungsheim „Belene“ überführt; sechs Mitglieder der „VMRO“ [Innere Makedonischen Revolutionären Organisation], die im Lager überlebt hatten, wurden ohne gerichtliche Verurteilung unter lebenslangem Arrest gestellt, mit der Begründung, dass sie Zeugen der Ermordungen im Lager geworden waren.

Auf Grund  einer vertraulichen Verfügung der Regierung von Vasil Kolarov wurde  1949 auf der Donauinsel Persin in der Nähe des damaligen Dorfes Belene das Arbeits- und Umerziehungsheim errichtet, das zum größten Lager für politische Häftlinge wurde. Nach seiner Errichtung wurden alle politischen Gegner der Kommunistischen Partei dort versammelt. Einem streng vertraulichen Schreiben des Innenministers aus dem Jahr 1952 (erster Sekretär der BKP und Ministerpräsident war Valko Tshervenkov) ist zu entnehmen, dass sich zu diesem Zeitpunkt im Lager 2323 Personen aufhielten, davon 2248 Männer und 75 Frauen. 1732 Personen waren wegen „konterrevolutionärer Tätigkeit“ inhaftiert, 181 wegen kriminellerer Taten. Nach Stalins Tod im Jahr 1953 wurde der größere Teil der politischen Häftlinge freigelassen.

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