Tshernata skala [Der Schwarze Felsen]

Tschernata skala ist ein Naturphänomen im Rilagebirge, etwa eine Stunde Fußweg von Borovets entfernt auf dem Weg zur Berghütte „Zavratshitsa“. Der Abstand von der Felsenspitze bis zum Felsenfuß beträgt 135 Meter, es ist ein steiler Hang, der in einen Abgrund übergeht. Nach dem 9. September 1944 wurden dort von der neuen „Volksmacht“ zahlreiche Männer aus der Gegend von Samokov und den Dörfern Beli Iskar und Beltshin ohne gerichtliche Verurteilung ermordet.
Die Ermordeten waren wohlhabende Händler, Handwerker und Bauern aus der Gegend.
Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Bulgarien 1989 wurden die im Herbst 1944 verschollenen 60-70 Personen aus Samokov und Umgebung öffentlich bekannt (vgl. die journalistische Recherche von Georgi Manov, nur bulgarisch).
Es wurden aufschlussreiche Erinnerungen von Verwandten der Verschollenen gesammelt, einer von ihnen bezeugt:
„Im Sommer 1944 und 1945 bin ich mit andren Kindern, Viehhirten aus dem Dorf Raduil, das Flussbett von Slivnitsa entlang gegangen, bergauf bis zum Schwarzen Felsen. Später bin ich auch, als Jäger, dort gewesen. Im Frühjahr 1945 stank es da fürchterlich. Es war von allen Seiten abgesperrt. Im Herbst sah man dann hie und da Menschenknochen. An einer Stelle fanden wir im Geröll des Flusses zwei Schädel. Der eine hatte ein Loch, ein rundes, wie von einer Kugel, hinten am Genick. Dann ist jemand vom Bürgermeister geschickt worden, die Knochen und die Schädel einzusammeln, wo man sie begraben hat, weiß niemand. Ein Einheimischer soll zufällig gesehen haben, wie Menschen vom Felsen hinunter gestoßen wurden.“
Die Nachkommen der Verschollenen aus der Gegend von Samokov sind überzeugt, dass 1944 Tshernata skala zu Todesstätte ihrer Vorfahren geworden ist.
Nach der politischen Wende wurde der Schwarze Felsen Gedenkstätte für die Opfer, die nach dem 9. September 1944 ohne gerichtliche Verurteilung getötet wurden.
Die erste Gedenkfeier wurde am 13. Mai 1990 von der UDK und von demokratischen Bürgern der Stadt Samokov organisiert. Der Journalist Georgi Manov beschreibt sie als eine Masseninitiative, bei der zahlreiche Menschen mit Bussen, Autos, Pferdewagen und zu Fuß zum Schwarzen Felsen gepilgert sind. Es wurde ein großes Kreuz aus Eisen an den Schwarzen Felsen angebracht mit der Aufschrift: „Dem Gedenken der hier vom roten Terror Ermordeten“.
Die Gedenkfeier für die ohne gerichtliche Verurteilung Getöteten wurde zur Tradition und wird auch im neuen Jahrhundert gepflegt, sie findet jedoch im Herbst statt.